20 Jobs ausprobieren statt einem langen Praktikum

Ich will dich heute rausreißen aus deinen alten Gedanken-Autobahnen und den Annahmen, wie man die Dinge halt so macht, wenn man herausfinden will, was der passende Beruf für einen ist.

Eine der gängigen Empfehlungen lautet ja: 

Mach mal ein Praktikum über mehrere Wochen in dem Bereich, der dich interessiert – dann kannst du herausfinden, ob das was für dich ist! Das ist ja gut und schön und sicher auch sehr hilfreich – aber bevor du wirklich tiefer in ein Berufsfeld oder Job einsteigst, brauchst du vielleicht noch was anderes.

Die Idee ist daher, 5 oder 10 oder auch 20 verschiedene Berufe auszuprobieren! 

Und dann jeweils nicht für mehrere Wochen oder Monate, sondern immer nur für maximal eine Woche. Vielfalt statt Tiefe ist dann das Motto. Dabei geht es nicht darum, selbst Aufgaben zu übernehmen, sondern jemanden als „Schatten“ zu begleiten in seinem/ihrem Job. Einfach mitzugehen, zu beobachten, zuzuhören, Fragen zu stellen, reinzuschnuppern und mitzubekommen, was diese Person den ganzen Tag macht. Konkret erleben, wo sie sich aufhält, mit wem sie kommuniziert, über welche Themen, welche Tätigkeiten ausgeführt werden und so weiter. Ganz wichtig: Sich immer Menschen zu suchen, die begeistert sind von ihrem Job und ihn wirklich leidenschaftlich gern machen!

Was soll daran besser sein als an einem langen Praktikum? 

  • Du erweiterst definitiv deine Perspektive und kommst möglicherweise auf Ideen, die du vorher nie in Betracht gezogen hättest.
  • Du lernst ganz unterschiedliche Arbeitsbedingungen und -umfelder kennen und kannst dabei deine Ideen und Konzepte von dir selbst hinterfragen: Wie bin ich? Wo passe ich hin?
  • Du lernst viele Menschen kennen und erweiterst dein Netzwerk.
  • Du vermeidest die im normalen Praktikum üblichen Hilfstätigkeiten, die dir ja eh keinen wirklichen Einblick in den Job geben, sondern oft nur langweilige Zeitfüller sind.
  • Du lernst, mit Menschen in Kontakt zu gehen, um dein Projekt möglich zu machen.

Und möglicherweise macht das längere Vertiefungspraktikum DANACH Sinn – wenn du eine Vielfalt kennengelernt und ausprobiert hast. Und klarer siehst, welches deine Richtung ist.

Wie kann man das konkret angehen?

Um echte Vielfalt zu bekommen, würde ich empfehlen, nicht Varianten von einem Berufsfeld auszuwählen, für das du dich sowieso schon interessierst. Sondern wirklich ganz verrückt und breit ranzugehen, dir Jobs auszusuchen, die du gar nicht in Erwägung ziehen oder sogar spontan ablehnen würdest. Eine Möglichkeit, um Ideen zu generieren ist, verschiedene Aspekte oder Gegensätze zu definieren, die du bei deiner Auswahl berücksichtigst. 

Das könnte zum Beispiel sein: 

  • Drinnen arbeiten oder draußen
  • Arbeit Menschen oder mit Technik bzw. Maschinen
  • Handwerkliche Berufe oder Denkarbeit
  • Traditionelle Berufe oder zukunftsorientierte Berufe

Anschließend kannst du einen Zeitraum festlegen, in dem du dieses Projekt angehen willst. Wann soll es losgehen? Und wie viele Jobs willst du ausprobieren?

Und dann? Bewerbungen schreiben?

Nein, eher nicht! Viel leichter geht es, wenn du in deinem Netzwerk herumfragst. Bei deinen Eltern, Tanten und Onkeln, Cousinen und Cousins, den Eltern von Freund:innen, Nachbar:innen, im Sportverein, bei lokalen Betrieben etc. Sprich mit anderen Menschen über dein Projekt, erzähle, was du vorhast. Dann öffnen sich ganz oft Türen, von denen du nicht gewusst hast, dass sie existieren.

Alles auf einmal? 

Du musst übrigens gar nicht alle Jobs am Anfang schon vereinbart haben – besonders dann nicht, wenn du richtig viele ausprobieren willst. Vieles ergibt sich nämlich im Prozess. Und womöglich bekommst du noch ganz andere Ideen, was du alles kennenlernen möchtest.

Und wie bitte stellt man so etwas hinterher im Lebenslauf dar? Als das, was es ist: Ein großartiges Projekt mit richtig vielen Lernerfahrungen und Erkenntnissen! Gib dem Ganzen einen Namen und erläutere, was dich inspiriert hat.

Und woher soll ich die Zeit dafür nehmen?

Gute Frage! Ein solches Projekt kann man definitionsgemäß nicht in 2 Wochen durchführen! Du brauchst also eine Lücke in deinem Plan, die so etwas erlaubt. Nach der Schule zum Beispiel oder nach der Ausbildung. In den Semesterferien oder nach dem Bachelor. Und du brauchst eine Wertschätzung dafür, dass diese Art von Erfahrung wertvoll ist und es sich vielleicht sogar lohnt, den nächsten „festen“ Schritt, wie z.B. den Studienbeginn, nach hinten zu schieben.

Du findest die Idee gut, aber traust dir die Organisation allein nicht zu? Dann melde dich! In 1-2 Coaching-Sessions kann ich dich unterstützen, einen guten Plan zu entwerfen und erste „Wochentermine“ zu vereinbaren.

Wie ich auf die Idee der Umdeutung des guten alten Praktikums gekommen bin!

Dazu hat mich Jannike Stöhr inspiriert. Sie hat vor einigen Jahren ihren gut bezahlten Job bei Volkswagen gekündigt und dann ihr Traumjob-Experiment gestartet und 30 Jobs in einem Jahr getestet. Ein Buch hat sie auch darüber geschrieben.

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